Der “Kult-InvestorWarren Edward Buffett hat seine Hinterbleibenden angewiesen, nach seinem Tod 90 Prozent seines Barvermögens in einen S&P500 Indexfond und 10 Prozent in kurzfristige Staatsanleihen zu investieren.

Warren Buffett gilt als einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten. Das “Oracle von Omaha”, wie er auch oft genannt wird, ist mit einem geschätzten Privatvermögen von 72,7 Milliarden US-Dollar (Stand März 2015) der drittreichste Mensch der Welt, wenn man der Forbesliste von 2015 Glauben schenken darf. Buffett leitet das Investment-Unternehmen Berkshire Hathaway, das er selbst aufgebaut hat und dessen größter Aktionär er selbst ist. Eine Aktie seines Unternehmens kostet so viel wie keine andere Aktie der Welt (sie hatte am 6. Mai 2015 einen Wert von 218.000,00 US-Dollar). Warum das so ist? Nun, Buffett hat geschafft, wovon viele Investmentprofis nur träumen können: Er steigerte den Wert seines Unternehmens pro Jahr um mehr als 19%. Er übertrifft damit deutlich den S&P500! Das ist eine wirklich beeindruckende Leistung.

Die Aktivitäten der Holdingsgesellschaft Berkshire Hathaway Inc. reichen von Erst- und Rückversicherung über Schienengüterverkehr, Energieversorgung, Finanzdienstleistungen und dem produzierenden Gewerbe bis hin zum Groß- und Einzelhandel. Anders als viele Hedgefonds oder Private-Equity-Unternehmen übernimmt Berkshire nicht das operative Geschäft ihrer 80 Tochtergesellschaften. Zukäufe werden auch nicht durch die Aufnahme neuer Schulden oder durch die Neuemissionen von Aktien erworben, sondern durch cleveres Investieren des zuvor erwirtschafteten Vermögens.

Berkshire Hathaway Geschäftsbericht

Christen, Kinder und Männer feiern jedes Jahr Weihnachten, Ostern und Christi Himmelfahrt. Aktienanalysten und Valueinvestoren feiern den Tag im Jahr, an dem Warren Buffett den Geschäftsbericht seiner Berhshire Hathaway Holding veröffentlicht. Mit dem Schreiben richtet er sich an seine Aktionäre und erläutert seine aktuellen Einschätzungen im Bezug auf Berhshire, die aktuelle Wirtschaft und vieles mehr.

Im Geschäftsbericht 2013 gab der heute 85-jährige, der sich aktuell bester Gesundheit erfreut, zusätzlich Auskunft über einige Anweisungen, die seine Hinterbleibenden nach seinem Tod in die Tat umsetzen sollen:

“My money, I should add, is where my mouth is: What I advise here is essentially identical to certain instructions I’ve laid out in my will. One bequest provides that cash will be delivered to a trustee for my wife’s benefit. (I have to use cash for individual bequests, because all of my Berkshire shares will be fully distributed to certain philanthropic organizations over the ten years following the closing of my estate.) My advice to the trustee could not be more simple: Put 10% of the cash in short-term government bonds and 90% in a very low-cost S&P 500 index fund. (I suggest Vanguard’s.) I believe the trust’s long-term results from this policy will be superior to those attained by most investors – whether pension funds, institutions or individuals – who employ high-fee managers.”

Warren Buffett -Geschäftsbericht 2013

Mit der Empfehlung, 10% des Bargeldvermögens in kurzfristige Staatsanleihen und 90% in günstige S&P500 Indexfonds zu investieren, hält Buffett einen überraschenden Tipp für Investoren weltweit bereit.

Der Großmeister des Aufspürens interessanter Investments rät zu einem passiven Investment und erwähnt mit keiner Silbe das Investieren in Einzelaktien???

Warum der S&P500?

Der S&P500 ist ein Aktienindex, wobei S&P für Standard & Poor’s steht und die 500 für die Anzahl der im Index enthaltenden Unternehmen. Die 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen werden so wie auch der DAX30 mit Hilfe der Marktkapitalisierung gewichtet. Im Gegensatz zu dem DAX30 ist aber der S&P500 ein Kursindex und kein Performanceindex.

Berechnungsgrundlage und Begriffsdefinitionen

Mit seiner Empfehlung tritt Buffett vielen Investoren und Fondsmanagern auf die Füße, denn er sagt indirekt, dass sie den S&P500 trotz aller Uniabschlüsse und Computerprogramme auf lange Sicht nicht übertreffen können. Wenn man also direkt und selbst auf den S&P500 setzt, spart man sich die Kosten für die Investmentprofis. Der S&P500 gilt dabei als eine sichere Sache (wenn man einen entsprechend langen Anlagehorizont wählt), da ständig die 500 größten amerikanischen Aktien enthalten sind. Die Einordnung erfolgt, ähnlich wie beim DAX30, voll automatisch nach transparenten Regeln. Emotionen oder Interessen einzelner Marktteilnehmer spielen dabei keine Rolle. Im Gegensatz zu dem Stock-Picking, bei dem einzelne Aktien ausgewählt werden, um von deren Performance zu profitieren, bietet eine Investition in einen Index zwei große Vorteile:

  1. Entsprechend der Eigenschaft eines Fonds wird das Risiko breit gestreut
  2. ETFs sind eine entspannte Art und Weise der Investition, da man nicht ständig den Gewinnen der einzelnen Aktien hinterherjagen muss.

S&P500


Was ist ein ETF und wie funktioniert dieser?

ETF steht für Exchange Traded Fund. Im Deutschen wird es auch als Indexfond bezeichnet. Das Prinzip ist denkbar einfach: Ein ETFs spiegelt die Wertentwicklung eines Börsenindex wider, d.h., wenn beispielsweise der Dow Jones um 5% steigt, gewinnt auch der Indexfond 5%. Dasselbe gilt natürlich auch, wenn der Dow Jones fällt.

EFTs sind im Grunde passiv verwaltete Indexfond. Das bedeutet, dass sie nicht von Fondgesellschaften gemanagt werden, sondern sind eine exakte Abbildung eines Index. Im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds sind ETFs viel günstiger, da die Ausgaben für die Verwaltung wegfallen. Wie Aktien sind ETFs Anteile ohne Laufzeitbegrenzung, die am Sekundärmarkt permanent erworben und gehandelt werden. Als Sondervermögen gehen ETFs im Falle eines Falles nicht in die Insovenzmasse ein, sodass der Einsatz nicht verloren wäre.

EFTs erfreuen sich immer größerer Beliebtheit (weltweit sind fast 2500 Milliarden Dollar in ETFs investiert). Der Grund ist einleuchtend: Nicht zuletzt die Studie des Nobelpreisträgers Eugene Fama zeigen, dass kaum ein Fondmanager auf lange Sicht eine bessere Performance verzeichnen kann als die großen Indices. ETFs können so flexibel gehandelt werden wie Aktien, haben eine ähnlich günstige Kostenstruktur wie Zertifikate und bieten durch ihre Zusammensetzung eine breite Risikostreuung. Sie gelten als relativ sichere Anlage und sind daher auch für Privatanleger geeignet.

Der passende Index

Okay, das Grundprinzip des ETFs haben wir beleuchtet. Doch wie wählt man den richtigen Index aus? Indexfonds gibt es auf alles Mögliche. Aber ob es richtig erscheint, auf den thailändischen Index MSCI zu setzten, muss man wohl selbst entscheiden. Einfach den S&P500 wählen, so wie Buffet es rät, wäre natürlich auch eine Möglichkeit.

Als Anfänger macht es zunächst Sinn, einen vertrauten Index wie den DAX oder den Euro Stoxx 500 zu wählen, da deren aktueller Stand einfach und ständig abrufbar ist. Trotzdem ist man auch als Anfänger nicht auf diese Indices beschränkt. So kann man beispielsweise sein Geld weltweit streuen und sich für den MSCI World (ein Mischfonds von Aktien aus Schwellen- und Industrieländern) entscheiden.

Unabhängig vom gewählten Index sollte man als Anleger verstehen, wie sich der gewählte Index zusammensetzt und wie die einzelnen Bestandteile, die den Index ausmachen, für die Bewertung gewichtet werden. Die nötigen Informationen dazu befinden sich in der Regel auf den Internetseiten der Emittenten.

Kennzahlen, Wertentwicklung, Auswahlkriterien

Obwohl jeder ETF die Wertentwicklung des jeweiligen Index widerspiegeln soll, gibt es immer mal wieder geringfügige Abweichungen. Wie groß diese Abweichungen sind, gibt der Tracking-Error an. Je höher der Tracking Error ist, umso größer ist auch die Abweichung. Ein Tracking-Error von null bedeutet, dass es keine Abweichung gibt. Werte von 0,5% gelten hierbei bereits als hoch. In diesem Falle sollte der Kauf zumindest noch einmal überdacht werden. Eine weitere wichtige Kennzahl ist die Tracking Difference. Sie gibt Auskunft über die Differenz der Rendite des ETFs und der Rendite des zugrundeliegenden Index. Fällt die Kennzahl positiv aus, hat der ETF die Wertentwicklung des Index übertroffen. Das kann beispielsweise passieren, wenn Fonds ihre Aktien kurzfristig verleihen oder Steuerrückerstattungen vom Anbieter an die Kunden weitergereicht wurden.

Was darf ein ETF kosten?

Wie bei allen anderen Finanzprodukten auch spielen die Kosten auch bei den ETFs eine große Rolle. Auch wenn diese im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds deutlich geringer ausfallen, sollte auch hier auf jeden Euro geachtet werden. Oftmals finden sich die Gesamtkosten auf der Anbieterseite unter “TER” (englische Abkürzung für Gesamtkostenquote) wieder. Zudem sollte darauf geachtet werden, wie groß der Spread (Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufskurs) ist.

Da ETFs am Markt gehandelt werden, entstehen zusätzliche Odergebühren, die vom jeweiligen Broker abhängen.

Das soll an dieser Stelle als Einstieg in das Thema „ETFs“ reichen. Wie ihr den Denkansatz in die Tat umsetzten könnt? Darüber werde ich in der nächsten Woche schreiben. Außerdem werde ich euch zeigen, wie ich durch einen mehr oder weniger automatischen Spar- und Investionsplan die Werteentwicklung meines Portfolios nicht nur von einem einzigen Einstiegszeitpunkt abhängig mache und so das Risiko vermindern kann. Aber dazu mehr in der nächsten Woche.

Bis dahin eine erfolgreiche Zeit.

 

PS so setzt man einen ETF-Sparplan richtig um und schlägt auch den Markt: ETF-Sparpläne richtig kombinieren

 

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