Autofahren scheint für viele oftmals eine alternativlose Angelegenheit zu sein. Wir haben ein paar Alternativen unter die Lupe genommen und dabei aufgezeigt, was diese Alternativen langfristig für den Geldbeutel bedeuten.

Alternative Mobilität – Investieren statt Autofahren

Wir hatten vor kurzem intern die Diskussion, ob sich ein Auto für eine Privatperson lohnen kann und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Primär sind wir uns einig, dass ein Auto einen emotionalen Mehrwert inne trägt. Ein echter Autofanatiker wird sich auch von dem hier vorgestellten Modell nicht vom Fahren abhalten lassen. Trotz allem wollten wir das Gedankenexperiment einmal spielen. Wie hoch sind die tatsächlichen Kosten eines Autos? Wenn wir statt eines Autos öffentliche Verkehrsmittel, Taxifahrten oder das Angebot von Car-Sharing-Anbietern nutzen würden, wie viel Geld käme dann in 20 Jahren zusammen? Und wie hoch wäre der Betrag, würden wir den gesparten Betrag in den DAX mit Cost-Average investieren und wir uns eine durchschnittliche jährliche Verzinsung von 7% sichern könnten?

Die Daten für die Berechnungen haben wir der ADAC Autokostenübersicht 2016 entnommen. Um die breite Mitte zu treffen, gehen wir in unserem Beispiel vom meistgefahrenen Auto auf Deutschlands Straßen aus: Der VW Golf. Im Speziellen haben wir uns für den Golf 1.2 TSI BMT Comfortline in seiner günstigsten Ausführung entschieden.

Welche Kosten sind zu berücksichtigen?

Der ADAC beachtet in seiner Berechnung sowohl die Fixkosten als auch die durch den Betrieb des Fahrzeuges entstehenden variablen Kosten.  Die genauen Daten können in der Autoübersicht im Detail nachgelesen werden. Für den in unserem Beispiel gewählten Golf belaufen sich die monatlichen Kosten bei einer angenommenen jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern auf 541€ und addieren sich demnach auf 6492€ pro Jahr. Für eigene Berechnungen mit einem höheren Kilometerbedarf im Jahr werden auch ungefähre Kosten pro Kilometer angegeben. Für unseren VW Golf liegen diese bei etwa 0,43 € pro gefahrenem Kilometer.

Kurz noch ein Wort vorab: Sicherlich kann man jetzt noch argumentieren, dass sich das Ergebnis durch Urlaubsfahrten oder ähnlichem verändert. Es geht in diesem Artikel aber darum Alternativen aufzuzeigen und die daraus resultierenden Effekte zu verdeutlichen.

Was sind die Alternativen zum Auto? – Auto vs. Nahverkehr & Taxis

Wir nehmen das Beispiel eines typischen Deutschen: in der Stadt arbeitend und nahe der Stadt wohnend. Diese Trennung zwischen Arbeitsplatz und Wohnort hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend etabliert. Zwar wurde sie von vielen Umweltaktivisten und Arbeitnehmerrechtlern immer wieder angezweifelt, sie wird sich trotz der negativen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt auch noch für einige weitere Jahre halten.

Durch die vorgegebene Fahrleistung von 15.000 km können wir die täglich zurückgelegte Strecke zurückrechnen: 15.000 / 365 = 41,095 km am Tag. Natürlich wissen wir, dass man in der Regel nicht an 365 Tagen pro Jahr zur Arbeit fährt. Durch Wochenenden und Urlaubstage legt man den Weg zur Arbeit nur an etwa 220 Tagen zurück. Der Einfachheit halber rechnen wir aber mit einer durchschnittlichen Strecke von 41,095 km pro Tag und lassen Sonderfahrten in den Urlaub außen vor.

Was wir jedoch proklamieren können: Der tägliche Weg zum Arbeitsplatz ist nicht allzu lang. Ein Monatsticket über 3 Zonen bzw. Waben kostet im nicht ganz billigen Schwabenland (VVS Netz Stand 2016) 110,10€ im Monat und deckt diese Strecke ab. Für die kurzfristige und spontane Mobilität innerhalb der Stadt (Txi, Bike-Sharing), gehen wir von einem großzügigen Puffer von 100€ monatlich aus. Um nun definitiv auf Nummer sicher zu gehen, gibt es noch diverse Car-Sharing Anbieter. Bei diesen kaufen wir uns nochmals 2000 Fahrminuten im Jahr ein und stellen so in jeder Lebenslage Mobilität sicher. Eine Minute kosten uns bei Multicity 0,28€. Es entstehen also Kosten von 280 Euro bzw. etwa 24€ im Monat.

Nun müssen wir noch den Faktor Einkaufen berücksichtigen. Viele nutzen den Heimweg für den Lebensmitteleinkauf und wollen gerade für den Kauf von Getränken nicht auf das Auto verzichten. Dieses Argument kann aber nicht gelten gelassen werden. Es gibt in beinahe allen großen Städten und in immer mehr kleinen Orten Lieferdienste für Lebensmittel. Dieser spart nicht nur die Fahrt in den Supermarkt, sondern auch eine Menge Zeit, da die gekauften Waren direkt in die Wohnung geliefert werden (#lazyaslazycanbe). Bleibt man unter einem bestimmten Mindestbestellwert (oder zum Teil auch für die Lieferung von Getränkekisten), erheben die Anbieter eine Lieferpauschale. Hier gehen wir von 4€ pro Lieferung aus. Bei vier Wocheneinkäufen ergeben sich damit Kosten in Höhe von 16 Euro. Ein zusätzlicher Vorteil der Nutzung von Lieferdiensten ist auch, dass man wirklich nur das einkaufen lässt, was man tatsächlich benötigt. Spontanmitnahmen an der Supermarktkasse entfallen somit.

Werfen wir einmal alles zusammen, so ergibt sich pro Monat  folgende Summe:

ÖPNV: 110,10€

Taxifahrten: 100€

Carsharing: 24€

Lieferservice Lebensmittel: 16,00€

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Summe: 250,10€

Nutzen wir also anstatt eines eigenen Autos die oben genannten Alternativen, würden wir im Monat 290,90€ bzw. im Jahr 3490,80€ sparen.

Was sind also die wirklichen Kosten eines Autos?

Die echten Kosten ergeben sich sowohl aus den Kosten, welche wir für das Auto erbringen, als auch durch die Opportunitätskosten. Wir haben einen Anlagezeitraum von 20 Jahren gewählt, da in dieser Zeit die Korrekturen im Aktienmarkt ausgestanden sein sollten und die Annahme der historischen Durchschnittsrendite eher gerechtfertigt scheint. Zur Vereinfachung betrachten wir das Vermögen in einer Jahr-zu-Jahr-Perspektive. Der Endbetrag dieses Experimentes beträgt 143107,06€, wobei davon 73291,06€ Zinserträge sind.

Alternative Mobilität statt Auto
Das Diagramm zeigt die jährlichen Einsparungen sowie die damit erzielte Rendite

Jahr | Kontostand | Ersparnisse | Eingezahlter Betrag | Zinsen in Periode | Zinsertrag bisher
1 3490,8 3490,8 3490,8    
2 7225,96 3490,8 6981,6 244,36  
3 11222,57 3490,8 10472,4 505,82 244,36
4 15498,95 3490,8 13963,2 785,58 750,17
5 20074,68 3490,8 17454 1084,93 1535,75
6 24970,71 3490,8 20944,8 1405,23 2620,68
7 30209,46 3490,8 24435,6 1747,95 4025,91
8 35814,92 3490,8 27926,4 2114,66 5773,86
9 41812,76 3490,8 31417,2 2507,04 7888,52
10 48230,46 3490,8 34908 2926,89 10395,56
11 55097,39 3490,8 38398,8 3376,13 13322,46
12 62445,01 3490,8 41889,6 3856,82 16698,59
13 70306,96 3490,8 45380,4 4371,15 20555,41
14 78719,24 3490,8 48871,2 4921,49 24926,56
15 87720,39 3490,8 52362 5510,35 29848,04
16 97351,62 3490,8 55852,8 6140,43 35358,39
17 107657,03 3490,8 59343,6 6814,61 41498,82
18 118683,82 3490,8 62834,4 7535,99 48313,43
19 130482,49 3490,8 66325,2 8307,87 55849,42
20 143107,06 3490,8 69816 9133,77 64157,29

 

Wir möchten uns an dieser Stelle nicht anmaßen, das Ergebnis zu bewerten. Ob der eingesparte Betrag viel ist oder nicht, muss der einzelne für sich abwägen. Gleichfalls muss individuell bewertet werden, ob sich ein Auto ersetzen lässt oder nicht und wenn ja, ob der emotionale Schmerz durch die zusätzliche Kaufkraft ausgeglichen wird. Wir wissen auch, dass der Aufwand für einen effizienten Gebrauchtwagen sicherlich geringer ist und sich in 20 Jahren die Kosten für den ÖPNV oder Lieferdienste erhöhen werden. Die Kosten für Benzin werden aber sicher auch nicht sinken (und von der E-Mobilität sind wir noch etwas zu weit entfernt, um die Kosten abschätzen zu können).

Dieser Artikel soll nur als Gedankenanstoß dienen, sich über die Gewohnheiten Gedanken zu machen, die wir sonst für allgemein und selbstverständlich nehmen und wegen denen wir kein Geld zum Investieren haben.

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