Ist es euch auch schon passiert, dass euer Depot an Wert verliert, obwohl eure Aktie eigentlich eine Wertsteigerung erfahren hat? Grund dafür sind die zu zahlenden Steuern und Gebühren, die manchmal den kompletten Gewinn auffressen können. Da stellt sich doch die Frage: Wie viel Gewinn muss man eigentlich einfahren, um die anfallenden Kosten zu decken und eine tatsächliche Wertsteigerung des Depots zu erzielen? Welchen Einfluss haben die Kosten, die durch den Kauf und Verkauf von Aktien anfallen, eigentlich auf das Chance-Risiko-Verhältnis? Diesen und weiteren Fragen werden wir uns heute widmen.

1. Der Spread

Viele Einsteiger fragen sich oft: Warum hat jede Aktie zwei Preise?

Der erste Preis ist der Preis, zu dem Investoren momentan bereit sind, ihre Aktien zu verkaufen und nennt sich Geldkurs, der zweite Preis nennt sich Briefkurs und ist der Preis, zu dem Anleger jetzt gerade bereit sind, die Aktie zu kaufen.

Nehmen wir einmal an, wir können bei unserem Broker komplett kostenfrei kaufen und verkaufen. Wenn wir jetzt eine Lufthansa-Aktie kaufen, bezahlen wir dafür 11,71€ und wenn wir diese Aktie in derselben Zehntelsekunde wieder verkaufen, bekommen wir dafür nur noch 11,64€. Das heißt, wir haben bei diesem Trade 7 Cent (ca. 0,6%) Verlust gemacht. Diese Differenz zwischen dem Kaufkurs und dem Verkaufskurs nennt sich Spread.

Der Spread kann variieren und ist meist nur von Angebot und Nachfrage abhängig.

2. Die Ordergebühren

Die Ordergebühren sind allein vom Broker abhängig und im Zeitalter von Online-Brokern sollte KEINER mehr 25€ und/ oder ein Prozent Order-Provision zahlen müssen. Wenn jetzt noch Börsenplatz-Gebühren (oft abhängig von der Ausführungsvariante) und eine Maklercourtage anfallen, frisst das dermaßen die Gewinne, sodass das Traden und Investieren kaum noch einen Sinn macht.

Daher solltet ihr euch anschauen, welche Märkte ihr traden wollt und danach den Broker wählen. Zudem ist es oft sinnvoll, seinen Broker regelmäßig zu wechseln, um die neusten Angebote und die Depotwechsel-Prämien zu erhalten.

In den folgenden Beispielen werde ich mit durchschnittlichen Ordergebühren von 10€ rechnen, es geht aber auch deutlich günstiger.

Kauf:

1171,00€   100 Lufthansaktien (11,71€ je Aktie)
1181,00€   Ordergebühren (10€)

Der gezahlte Preis je Aktie ist jetzt 11,81€ und der aktuelle Wert ist 11,64€ (Verlust von 1,44%). Das heißt, unsere Aktie muss jetzt 1,44% steigen, damit wir wieder Plus-Minus-Null sind.

Verkauf:

1171,00€   100 Lufthansaktien (11,71€ je Aktie)
1191,00€   Ordergebühren (2x 10€)

Der gezahlte Preis je Aktie ist jetzt 11,91€ und der aktuelle Wert ist noch immer 11,64€, dass heißt, wir haben unsere Aktie mit einem Verlust von 2,27% (2,3%) verkauft.

WICHTIG: Die Ordergebühren bezogen auf eine einzelne Aktie verringern sich natürlich mit wachsendem Ordervolumen.

3. Steuern

Es gibt zwei verschiedene Arten von Steuern, die auf Kursgewinne gezahlt werden müssen und seit dem 1. Januar 2009 ist es auch total unwichtig, wie lange man die Aktien schon hält. Auf Verluste müssen keine Steuern gezahlt werden, können aber bei der Steuererklärung steuermindernd wirken. Die Abgeltungssteuer (vor 2009 vergleichbar mit der Kapitalertragssteuer) beträgt 25% und ist von jedem Privatanleger zu entrichten. Zudem sind 5,5% der Abgeltungssteuer als Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls 8% bzw. 9% der Abgeltungssteuer als Kirchensteuer zu entrichten.

Ein kleines Beispiel:

1000,00€ Gewinn
– 250,00€ Abgeltungssteuer
–   13,75€ Solidaritätszuschlag
–   22,50€ Kirchensteuer (9%)
=713,75€ Gewinn nach Steuern

Die Ordergebühren sind gewinnmindernd, das heißt wenn man Aktien für 1000€ kauft und für 2000€ verkauft, hat man 1000€ minus der Ordergebühren zu versteuern.

Der Steuerbetrag wird direkt nach dem Verkauf durch den Broker an das Finanzamt abgeführt. Sollte der Broker jedoch im Ausland sitzen, trägt man selbst die Verantwortung und muss den zu versteuernden Betrag bei der Jahressteuererklärung angeben.

4. Breakeven und das echte CRV

Von Breakeven reden Anleger in der Regel, wenn ihr Investment den Einstiegspreis erreicht hat. Gerade bei Aktien, die für eine gewisse Zeit in die ungewünschte Richtung liefen, ist es leicht zu sagen: „ich bin breakeven raus“ und dennoch hat der Investor den Spread und die Ordergebühren verloren.

Nachdem wir über die verschiedenen Kosten einmal gesprochen haben, möchte ich deren Relevanz aufzeigen.

Nehmen wir an, wie investieren in das Unternehmen XY und unsere Aktien steigen von 10€ auf 15€, dass heißt um 50% (der Spread wird in diesem Beispiel vernachlässigt)!!!

Aktienkauf für 1000€
= 99 Aktien(990€) + 10€ Ordergebühren

Nach einer gewissen Zeitspanne werden die Aktien für 15€ wieder verkauft:
= 99 *15€
= 1485 -10€ Ordergebühren
= 1475€ -1000€ Startkapital
= 475€ zu versteuernder Betrag

Nach dem Steuerabzug von 28%
= gutgeschriebener Gewinn= 475*0,72= 342€

Die Aktie hat also einen Gewinn von 50% erzielt. Der Trade brachte aber nur ein Plus von 34,2% für das Depot.

Hier möchte ich kurz an eines meiner Lieblingszitate von Kostolany erinnern: „Hin und Her Taschen leer“. Dieses Zitat passt auch zum Verhalten vieler Trader, die die gewisse Selbstdisziplin nur schwer aufbringen können und an Trades nicht emotionslos herantreten.

Deswegen sollte man meiner Meinung nach den echten Breakeven-Wert immer im Kopf haben, bevor man eine Order abschickt.

Zurück zum Beispiel: Wie ihr seht, wird einiges abgezogen…. Und mal ehrlich, wie oft machen eure Aktien 50% und welches Risiko muss man dafür in der Regel eingehen?

Das führt mich zum eigentlichen Thema: Was ist das wirkliche Chance-Risiko-Verhältnis (CRV)?

Bei unserem Beispiel war die Chance meiner Meinung nach nicht 5€ sondern NUR 3,42€! Das heißt, wenn man bei diesem Trade ein Risiko von 2€ eingegangen ist, dann war nach dem konventionellen Ansatz das CRV 2 zu 5. Unter einem mathematischen Gesichtspunkt war das CRV aber nicht 2 zu 5 sondern 2,2 zu 3,42!!!

Und mit diesem Gedankengang möchte ich meinen heutigen Artikel auch beenden.

Bitte hinterlasst ein Kommentar und lasst mich wissen, wie ihr an die Sache herantretet.


 

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